Saturday, October 1, 2011

Wie wird der griechische Film enden?

Ich trommle seit nunmehr schon 2 Jahren, dass der griechische Film gut zu Ende gehen kann, wenn man nur richtig Regie führt. Warum dieser Optimismus? Die Mehrheit der Griechen ist fleißig, anständig, ehrlich (vielleicht sogar etwas einfältig), herzlich und hat keinen hohen Lebensstandard (denken Sie an die griechischen Gastarbeiter in Deutschland). Griechenland hat jetzt jahrzehntelang sein Potential nicht genutzt und stattdessen von Geld aus dem Ausland gelebt (zunächst die Rücküberweisungen der Gastarbeiter und dann die billigen Euros). Die Verwaltung ist archäisch. Die Politik ist unfähig und korrupt. In Wirklichkeit ist Griechenland noch in weiten Bereichen des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens ein Entwicklungsland.

Keine Wirtschaft hat mehr Wachstumspotential (zumindest für eine ganze Reihe von Jahren) als eine Wirtschaft mit großem Nachholbedarf und mit nicht genutztem Potential. Und wenn die Probleme so klar und einfach erkennbar sind wie in Griechenland, dann sollte man sie doch rasch lösen können.

Ich habe bis heute diesen Optimismus nicht aufgeben, muss aber realistischerweise zugeben, dass jetzt schon fast ein Wunder geschehen muss, damit der Film noch gut ausgeht, und dieses Wunder müsste wohl noch in den nächsten Monaten (wahrscheinlich sogar noch vor Jahresende) passieren. Ansonsten wird der Film schlecht ausgehen. Wie sehe ich das Ende?

Eines Tages wird man am Vormittag im TV Berichte sehen, dass sich Menschenschlangen vor Bankschaltern bilden. Am Nachmittag wird daraus Panik. Am Abend informiert der Präsident der Notenbank die Regierung, dass im Bankensystem nicht genug Euro-Banknoten sind, um den für den nächsten Tag erwarteten Geldbedarf zu erfüllen. Die Regierung wird sofort einen Bank-Holiday erklären müssen, damit sie ein neues Gesetz beschließen kann, die Spareinlagen einzufrieren (nur Minimalabhebungen für den persönlichen Bedarf).

Zwischenzeitlich erlebt die Bevölkerung hautnah, dass sich – nach bereits sehr vielen und auch sehr harten Einschnitten – ab Oktober die Heizölkosten für den Winter um 40-50% erhöht haben und dass plötzlich in der Stromrechnung auch eine neue (und recht schmerzhafte) Grundsteuer beinhaltet ist. Würde sie nicht bezahlt werden, wird der Strom abgeschaltet.

Und dann kocht die bereits bestehende soziale Spannung über. Man vergesse nicht, dass es neben den oben beschriebenen Griechen auch noch die anderen Griechen gibt. Das sind jene, die sich seit dem Euro in unglaublichem Umfang bereichern konnten; die heute noch einen Luxus genießen und auch zeigen, den man sich in Deutschland gar nicht vorstellen kann. Kurz: die „Korrekten“ müssen einsehen, dass sie die Dummen sind und die „Cleveren“ sind schmunzelnde Sieger. Muss ich noch mehr sagen?

Die Regierung wird dann zurücktreten müssen mit der Aussicht auf Neuwahlen. Zu diesen Neuwahlen wird es wohl nicht kommen, weil keine soziale Ordnung mehr herrscht. Wenn es gut geht, dann wird es dem Präsidenten gelingen, eine Experten-Regierung zu ernennen, die Griechenland 6-12 Monate mit einem Ausnahmegesetz am Parlament vorbei regiert (wenn er Experten findet, die bereit sind, das zu machen). Eine gute Experten-Regierung könnte in 6-12 Monaten – mit EU-Unterstützung – das Land auf neue Beine stellen; aber wirklich auf neue Beine. Dazu müsste sie aber so gut sein, wie es de Gaulle 1959 für Frankreich war. Sollte eine Experten-Regierung nicht zustande kommen, dann wird Griechenland ins Chaos versinken und ich fürchte, die Demokratie würde auf Dauer beschädigt werden (es gibt schon viele Griechen, die wieder von einer Junta träumen).

Auf jeden Fall würde im pessimistischen Fall das Land eine Auswanderungswelle ungeahnten Ausmaßes erleben, nur dass es diesmal nicht die Gastarbeiter wären, sondern die sehr, sehr gut ausgebildete Jugend und die Leistungsträger der Wirtschaft und Gesellschaft.

Muss ich noch mehr sagen?

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